„Die Kunst glücklich zu sein“ Arthur Schopenhauer
„Die Kunst glücklich zu sein“ Arthur Schopenhauer (1788-1860)
Hin und wieder bestelle ich mir lebensberatende Bücher von Philosophen, Psychoanalytikern oder Mystikern durch die Jahrhunderte hinweg - angefangen von Seneca bis zu Eckart Tolle – um so die Entwicklung des Zeitgeistes zu erforschen.
Der Trend der Zeit verlässt die schon begangenen Pfade der konventionellen Religionen und geht hin zu Motivationsreden, die den Inhalt genau dieser vergangener „Lebensberater“ wiederholen – nur der jetzigen Zeit angeglichen.
Gott wird jetzt Universum genannt, wir sind die Schöpfung und alles ist Energie. Der Inhalt ist unverändert geblieben. Das, was jetzt als „law of attraction“ gilt, wurde in der Bibel mit "alles, was ihr wollt, dass Euch die Leute tun sollen, das tut ihnen auch“ als die goldene Regel preisgegeben.
Es ändert sich mit den Jahrhunderten die Sprache und Ausdrucksweise, aber alle haben sie eins gemeinsam, trösten, beraten und erziehen!
Arthur Schopenhauer bin ich das erste Mal in der 7. Klasse im Ethikunterricht begegnet. Kein schöner Mann, pessimistisch und frauenfeindlich. Wer erwartet bei solch einem Pessimismus ganze Abhandlungen zur Erlangung der Glückseligkeit? Schon mit dieser Erkenntnis wurde ich überrascht und machte mich an sein Werk zur Eudämonik - Aphorismen zur Lebensweisheit.
Mit „Die Kunst, glücklich zu sein“ verfasste Schopenhauer einen Band aus 50 Lebensweisheiten nachdem er sich mit dem französischen Philosophen Balthasar Gracián und dessen 50 Lebensregeln „Oracúlo manual“ befasst hatte.
Auch wenn diese eudämonologische Abhandlung vermeintlich gegen die Philosophie Schopenhauers geht, so steht sie nicht im Widerspruch zu seiner Lehre, sondern bietet nach seiner Ansicht eine Anleitung, wie man sein Unglück auf dieser Welt verringern kann.
Als ich mir das Buch durchgelesen hatte, so war dies für mich keinesfalls eine Verringerung des unglücklichen irdischen Daseins, welches das Schicksals des Menschen zeichnet - im Gegenteil, all diese Formulierungen findet man auch in der jetzigen modernen "Glücksforschung“ wieder.
Ich möchte hier kurz 3 meiner liebsten Lebensregeln aufzählen:
Lebensregel Nr.25: Wir sollten unsere Segnungen zählen
Schopenhauer sagt dazu „[…] wir pflegen beim Anblick alles dessen, was wir nicht haben, zu denken, „wie, wenn das meiner wäre?“ und dadurch machen wir uns die Entbehrung fühlbar. Stattdessen sollten wir bei dem, was wir besitzen, oft denken: „wie, wenn ich dies verlöre?“ (Schopenhauer: die Kunst, glücklich zu sein, S.63)
Lebensregel Nr. 15: Ruhe und Gelassenheit bewahren
In anderen Worten, „[…] der, der bei allen Unfällen des Lebens gelassen bleibt, zeigt bloß, dass er weiß, wie ungeheuer und wie tausendfältig die möglichen Übel des Lebens sind und der deshalb das Gegenwärtige ansieht als einen sehr kleinen Teil dessen, was kommen könnte […]“.
Lebensregel Nr. 7: erst denken, dann handeln und die Entscheidung nicht anzweifeln
„Eine Sache reiflich überlegen, ehe man sie ins Werk setzt: aber nachdem dies geschehen und der Ausgang zu erwarten steht, nicht sich mit immer wiederholter Überlegung der möglichen Gefahren ängstigen: sondern nun sich der Sache ganz entschlagen.“
Ich finde das Buch sehr ansprechend und in jeder seiner Lebensregeln findet man sich wieder.
Ich freue mich sehr, wenn Ihr auch dieses Buch so herrlich inspirierend findet und ein Stück mehr alte Philosophie in Euer Leben integrieren könnt.

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Ulrich Gross
30.12.2023 22:39 - Antwort schreiben
... nachdem er sich mit dem französischen Philosophen Balthasar Gracián und dessen 50 Lebensregeln „Oracúlo manual“ befasst hatte.

2 Korrekturanmerkungen dazu:
1) Balthasar Gracián war Spanier
2) Das „Oracúlo manual y arte de prudencia“ umfasst 300 Aphorismen.